Mörschied. Es lief die sechste Minute der Nachspielzeit, als der SV Niederwörresbach einen Freistoß im rechten Halbfeld zugesprochen bekam. Walter Buchholz brachte den Ball in den Strafraum, wo ihn Abwehrspieler Timon Weiß mit einem satten Volleyschuss über die Linie beförderte. Danach war Schluss. Der SV Niederwörresbach hatte das Derby in der Fußball-Bezirksliga Obere Nahe beim TuS Mörschied mit 3:2 gewonnen. „Wir sind natürlich überglücklich“, sagte Niederwörresbachs Coach Junus Mustafalic – und gab im gleichen Atemzug ehrlich zu. „Ein Unentschieden wäre aber absolut in Ordnung gewesen.“

Doch zurück zum Anfang: Die 250 Zuschauer sahen einen behäbigen Beginn mit Halbchancen auf beiden Seiten. Die erste nennenswerte Möglichkeit konnten die Gäste für sich verbuchen, als Ebrima Kargbo nach einer Ecke zum Kopfball kam (8.). Auch die erste Mörschieder Chance resultierte aus einer Standardsituation: Fabian Stauch setzte den Ball nach einem Freistoß knapp neben das Tor (29.).

Zwei Minuten später war es eigentlich keine wirkliche Chance, die zum 1:0 für die Gäste führte. Denn Fabian Stauch foulte SVN-Akteur Benjamin Leonhard an der Außenlinie, aber innerhalb des Strafraums. Den fälligen Foulelfmeter verwandelte Buchholz, der letzte Woche bei der 3:4-Niederlage gegen Merxheim noch verschossen hatte. „Das war genauso ein Geschenk wie unser 1:1“, sagte Mörschieds Abteilungsleiter Rainer Becker und spielte auf den Ballverlust von SVN-Schlussmann Fabian Stoffel an. Den nutzte Niklas Munsteiner und schob zum Ausgleich ein (37.). „In der Phase haben wir den Faden verloren und hatten in zwei Situationen Glück“, so Mustafalic. Er meinte damit die beiden Mörschieder Großchancen durch Tim Schuf (40.) und Nico Kunz (43.), der Keeper Stoffel überlupfte, dann aber das Pech hatte, dass ein Niederwörresbacher Spieler auf der Linie klärte.

In der Halbzeitpause nahm sich der SVN-Coach sein Team zur Brust, forderte mehr Leidenschaft und mehr Teamgeist – und bekam genau das. „Jeder hat ein paar Prozent mehr gegeben, jeder hat für jeden gekämpft.“ Nicht Kampf, dafür spielerische Klasse war der 2:1-Führungstreffer der Gäste. Eine schöne Kombination über Leonhard und Fabian Juchem vollstreckte Leonhard. „Das war wirklich super rausgespielt“, freute sich Mustafalic – und bekam die Bestätigung Beckers. Schön rausgespielt war aber auch der TuS-Ausgleich. Aaron Klos setzte sich auf der rechten Seite durch, passte den Ball in die Mitte, wo Tim Schuf nur noch den Fuß hinhalten musste (63.).

Es folgten Chancen auf beiden Seiten, es folgte eine strittige Situation, bei der der eingewechselte SVN-Stürmer Maurizio Poli im Strafraum gefoult, das Foul aber nicht geahndet wurde (85.), und es folgte am Ende das Gefühl, dass beide Mannschaften mit dem Remis leben können. Bis zur sechsten Minute der Nachspielzeit, als die Gäste einen Freistoß zugesprochen bekamen und Mustafalic seinen Verteidiger Weiß nach vorne beorderte, weil er auf dessen Kopfballstärke hoffte. Am Ende war es nicht der Kopf, sondern der Fuß, aber das ging im Niederwörresbacher Jubel fast unter. Sina Ternis