Mörschied. Der TuS Mörschied schickt in der kommenden Saison ein Bezirksliga- und ein A-Klasse-Team ins Rennen. Die zweite Mannschaft der Mörschieder schlug den VfL Weierbach im Rückspiel der Aufstiegsrunde 4:0 und schaffte – nachdem sie bereits das Hinspiel 3:2 für sich entschieden hatte – somit den Sprung aus der B-Klasse eine Etage nach oben.
 
Heiko Faller rollte eine Träne aus dem Auge unter der Brille hindurch über die Wange, als er erklärte, was ihm der Aufstieg bedeutet. „Es können auch zwei oder drei Tränen sein“, lächelte der Trainer des TuS Mörschied II und erzählte: „Ich war total angespannt. Das löst sich jetzt. Ich bin hier seit vier Jahren Coach der zweiten Mannschaft, und es war von Anfang an mein Ziel, mit diesem Team aufzusteigen. Es bedeutet mir sehr viel, dass uns das jetzt gelungen ist.“
Nach vier Minuten macht's „plopp“
Natürlich flirrte die Luft vor Spannung, als Matthias Fuchs, der Schiedsrichter des SV Regulshausen, diese zweite Partie vor 650 Zuschauern anpfiff. Der TuS Mörschied II hatte zwar das Hinspiel gewonnen, war aber sicher nicht so überlegen gewesen, dass irgendjemand von einem Selbstläufer im Rückspiel ausgegangen wäre. Der VfL Weierbach war zudem diesmal nominell mit stärkerem Kader angetreten und hatte sich im Mannschaftskreis unmittelbar vor dem Anstoß noch einmal mit lautem Gebrüll ein letztes Mal auf die Partie eingestimmt. Mörschied schien sich auf einen heißen Tanz gefasst machen zu müssen. Vier Minuten lang hielt dieses besondere Knistern an, dann machte es „plopp“, und die Weierbacher Spannungsblase war geplatzt. 
In dieser vierten Minute flog ein hoher Ball in den Weierbacher Strafraum. Gefahr herrschte eigentlich nicht, aber VfL-Torwart Alexander Koch verlor im Luftduell mit Niklas Munsteiner den Ball. Für einen Moment warteten alle auf einen Pfiff von Fuchs, doch der kam zu Recht nicht, und da hatte Lars Haag den Ball auch schon ins Netz geschoben – 1:0 (4.). „Das war natürlich ein brutaler Beginn für uns. Du weißt, du musst gewinnen und gerätst dann durch einen individuellen Fehler in Rückstand, kaum dass das Spiel angefangen hat“, sagte Oliver Kost, Weierbachs Coach. „Der Torwartfehler hat uns in die Karten gespielt. Weierbach musste jetzt noch mehr kommen als zu Beginn schon“, erklärte Faller. Der TuS Mörschied II war nun taktisch endgültig im Vorteil und psychologisch sowieso. Dieses „Kacktor“ dürfte wie ein Sack Beruhigungspillen gewirkt haben.
TuS-Keeper Becker zur Stelle
Der VfL Weierbach brauchte eine gute Viertelstunde, um sich etwas von dem Schreck zu erholen, hatte dann aber aus dem Nichts die erste Ausgleichschance. Nach einem langen Ball stand Stefan Schlosser plötzlich alleine im Strafraum frei, schaufelte dann die Kugel aber über das Tor (15.). 
Es folgte die einzige Phase der Partie, in der Weierbach womöglich wieder einen Fuß in die Aufstiegstür hätte bekommen können. Jetzt benötigte der TuS Mörschied II einmal seinen Torhüter – und Johannes Becker war voll da, als es galt. Nach einem Chipball von Koray Yilmaz bugsierte Schlosser die Kugel per Kopf in Richtung des linken Torwinkels, aber Becker fischte sie mit toller Flugparade vorher weg (22.).
Vollkommen unerwartet ging das zarte Weierbacher Hoffnungspflänzchen dann ein. Es wurde zertrampelt von Dominic Best. Der Mörschieder Innenverteidiger tat das mit einer Mischung aus Raffinesse und Gewalt. Exakt eine halbe Stunde war vergangen, da gab es einen Freistoß für den TuS Mörschied II in dessen Hälfte des Mittelkreises, etwa 55 Meter vom Tor entfernt. Zur Überraschung aller schoss Best die Kugel direkt aufs Tor. „Ich habe schon im Hinspiel gesehen, dass der Weierbacher Torhüter ziemlich weit vorm Kasten agiert. Wir haben darüber noch gesprochen und ich hatte mir vorgenommen, den ersten Ball draufzuschießen, wenn sich die Möglichkeit ergibt“, erzählte Best.
Keine Bogenlampe, ein Strahl
Gesagt, getan. Wobei Keeper Koch gar nicht so furchtbar weit vor seinem Gehäuse stand, aber offenbar total überrascht wurde. Bests Geschoss war auch weniger als Bogenlampe unterwegs, sondern vielmehr ein ordentlicher Strahl, der sich von Kochs spätem und unzureichendem Rettungsversuch nicht mehr aufhalten ließ und zum 2:0 ins Netz rauschte (30.). Ein Geniestreich von Best, aber natürlich auch der zweite gravierende Torwartfehler des bedauernswerten Koch, der eigentlich ein herausragender Keeper ist und noch im Hinspiel großartig gehalten hatte. 
Faller dürfte den Treffer Best besonders gegönnt haben, denn er hob hervor: „Er ist mein verlängerter Arm auf dem Feld gewesen, nachdem mein eigentlicher Kapitän Florian Schwinn den Sprung zur ersten Mannschaft geschafft hat“, sagte der Coach. 13 Minuten nach Bests Supertor dürfte Faller gedämmert haben, dass ihm und seiner Mannschaft der Aufstieg nicht mehr zu nehmen sei. Einen schönen Mörschieder Angriff über die linke Seite hatte der VfL zwar gerade noch einmal so geklärt, aber die Kugel war Joscha Studt vor die Füße gefallen. Sein Abschluss aus 23 Metern passte zum 3:0 (43.). An einem sehr guten Tag hätte Koch wohl auch diesen Schuss gehalten, jetzt streiften seine Finger den Ball nur, ohne dessen Einschlag verhindern zu können.
Weierbach erhöht Risiko kaum
Wer gedacht hatte, dass der VfL nach dem Seitenwechsel mit aller Macht, ganz viel Wucht und totalem Risiko versuchen würde, zurück ins Spiel zu finden, der sah sich getäuscht. Die Weierbacher stellten zwar auf Dreierkette um und brachten einen weiteren Angreifer, sie kickten zwar nach vorne, aber weiter mit gebremstem Schaum. Mehr als ein Abseitstor von Sebastian Hahn (55.) und einen Kopfball von Schlosser, der Becker noch einmal zu einer Flugparade zwang (63.), sprang nicht mehr heraus. Stattdessen stellten die Weierbacher nach und nach das kompakte Verteidigen als Mannschaft ein. Nur Philipp Schüler und Georg Hamelmann sowie der Mörschieder Schwäche Überzahlsituationen gewinnbringend auszuspielen, war es geschuldet, dass es lange beim 3:0 blieb. Dann stolperte ausgerechnet Hamelmann beim Abwehrversuch über den Ball, und Munsteiner beseitigte die allerletzten Zweifel bei den ganz großen Mörschieder Pessimisten mit seinem 4:0 (74.). 
„Es ist eine Katastrophe“, seufzte Kost. Irgendwie ist die Arbeit eines ganzen Jahres versaut.“ Ganz anders war natürlich die Gemütslage auf Mörschieder Seite, wo ausgelassen und mit viel Knallerei und Rauch gefeiert wurde. „Mir fehlen die Worte, das ist alles durch unseren Zusammenhalt möglich geworden“, jubelte Best. 
Faller dankt Müller und Dawitschek
Sein Coach nahm sich die Zeit, um den Trainern der ersten Mannschaft zu danken, mit denen er in Mörschied zusammengearbeitet hat. Dabei nannte er auch ausdrücklich den Coach, der den Verein vor dieser Saison verlassen hatte. „Es war eine Ehre mit Martin Dawitschek zusammenzuarbeiten. Ich habe viel von ihm gelernt“, erklärte Faller, um dann festzuhalten: „Sein Nachfolger Christian Müller war dann genauso wichtig und hat mir auch sehr geholfen.“
Faller stellte weiter klar, dass die Philosophie des TuS Mörschied entscheidend für diesen Aufstieg gewesen sei. „Hier wird die erste und die zweite Mannschaft als ein Team gesehen. Und überall, wo das so ist, ist es einfacher, Erfolg zu haben. Die Spvgg Wildenburg ist ein weiteres gutes Beispiel dafür.“ 
Das Derby zwischen dem Meister der B-Klasse Birkenfeld 1 und der Mörschieder Zweiten wird es also auch in der kommenden Saison in der A-Klasse geben. Doch so weit dachte außer Coach Faller am Mittwochabend wohl keiner mehr beim TuS Mörschied. Der Aufstieg, der letztlich total verdient am Ende einer schwierigen Saison stand, und die Tatsache nun wieder ein Bezirksliga- und ein A-Klasse-Team im Spielbetrieb zu haben, musste schließlich gebührend und ausgelassen. Und natürlich durften beim Trainer deshalb auch ein paar Tränchen der Freude unter der Brille auf die Wange fließen.
TuS Mörschied II - VfL Weierbach 4:0 (3:0) 
TuS Mörschied II: Becker – Michels, Best, Koch, Heß (83. Franzmann) – Studt, Wagner (33. Bartz) – Mildenberger (61. Wedekind), Munsteiner (83. Doll), Sohni (72. Bill) – Haag.
VfL Weierbach: Koch – Giese, Beck (46. Hahn), Schüler, Hamelmann – Nazaruk (18. Kauer), Krzyzowski (69. Hessel) – Merscher (74. Lamberti), Yilmaz, Yotkiri – Schlosser.
Schiedsrichter: Matthias Fuchs (SV Regulshausen). Assistenten: Jan Setz (FC Bärenbach), Leo Barth (Spvgg Nahbollenbach).
Zuschauer: 650.
Tore: 1:0 Haag (4.), 2:0 Best (30.), 3:0 Studt (43.), 4:0 Munsteiner (74.).
Beste Spieler: Haag, Studt, Becker – Schüler.